
Freddy Freiherr von Bettendorff-Escorsell Ring ist der Eigentümer des Anwesens und Gründer der Galerie. Seine Vorfahren waren Oberkammer-meister der Pfalz und Schultheiß von Heidelberg, Grundherren von Gauangelloch, Ochsenbach und Nußloch, im 18. Jahrhundert sogar kurzzeitig Besitzer des Palais Morass, dem heutigen Sitz des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg. Ein großes Grabmal im Westchor des Wormser Doms für Bischof Theoderich von Bettendorff (1518 bis 1580) unterstreicht die Bedeutsamkeit dieses Adelsgeschlechts in der Rhein-Neckar-Region.
Aus Völkerkundemuseen befreit
Freiherr von Bettendorff-Escorsell Ring lebt im Nusslocher Domizil der Familie und trifft uns nun oben in Gauangelloch. Er und sein Team aus der Galerie bitten uns zum Gespräch auf die lauschige Terrasse des Hauses, das im 19. Jahrhundert noch als Kapelle des ehemaligen Wasserschlosses diente, dann aber zusehends verfiel. „Meiner Großmutter, der Baronin Gertrud von Bettendorff, war es immer ein Anliegen, das Gut hier oben nicht nur als Obststück zu nützen. Sie wollte das Gebäude wieder einem sinnvollen Nutzen zuführen und dachte zunächst an eine Instandsetzung als Wohnhaus."
Unser leger gekleideter und ohne jeden Dünkel auftretender Gastgeber wurde 1961 in Heidelberg geboren, hat seine Schulzeit in Barcelona verbracht, um dann in Mannheim Betriebswirtschaft zu studieren und sich um die Verwaltung des Familiengutes zu kümmern.
Bei einem Besuch der EXPO 92 in Sevilla faszinierten ihn die dort ausgestellten Steinskulpturen aus Simbabwe. Er machte die Bekanntschaft mit Roy Guthries, Direktor des Chapungu-Skulpturenparks in Harare. Die Idee, solche Arbeiten in Gauangelloch zu präsentieren, nahm schnell Gestalt an. Mit Unterstützung engagierter Experten kam es schon 1993 zur Eröffnung der Galerie. Das Anliegen der Sammlung und der Wechselausstellungen beschreiben Freddy von Bettendorff und die ihn unterstützenden Kunsthistoriker und Kunstpädagogen Beatrix Altmann-Schmitt, Vera Wisseler und Thomas 0. Kuhnle wie folgt: „Es geht uns vor allem darum, afrikanische Kunst aus den Völkerkundemuseen zu befreien und einem interessierten Publikum vor allem an Beispielen aus Nigeria und Simbabwe zu zeigen. In Wechselausstellungen kommen natürlich auch Künstler aus Kenia, Tansania, Botswana und anderen afrikanischen Ländern zur Präsentation. Insgesamt machen unsere Ausstellungen deutlich, dass die zeitgenössische Kunst des schwarzen Kontinents mehr zu bieten hat als Holzmasken und Folklore."
Kunst als kollektive
Ausdrucksform —
Der Einzelkünstler ist in Afrika
eine junge Erscheinung
In der Sammlung, die im großen Wiesengarten sowie im Gewölbekeller und Obergeschoss des Schlösschens präsentiert wird, bilden Shona-Skulpturen aus Simbabwe den deutlichen Schwerpunkt. Ohne in der Steinbildhauerei verwurzelt zu sein und ohne akademisch-künstlerische Ausbildung, begannen in den 1960er Jahren künstlerisch veranlagte Landarbeiter und Taglöhner mit der Bearbeitung des im Land vorkommenden Serpentingesteins. Sie schlossen sich unter der Leitung des ehemaligen Farmers Tom Blomefield und des Direktors der Nationalgalerie in Harare (Salisbury) Frank McEwen zu Workshops zusammen. Es entwickelte sich eine Kunstrichtung, die heute als Shona-Plastik bekannt ist. Sie hat inzwischen drei Generationen hervorgebracht und internationale Anerkennung gefunden. Sammler bezahlen für die Arbeiten von Künstlern wie Henry Munyaradzi oder Bernard Matemera bis zu 40.000 Euro. Um den Verkaufserfolg, der den ersten beiden Generationen zukommt, muss die heutige dritte Generation hart ringen. Simbabwe erlebt gerade eine astronomische Inflation von 4.000 Prozent, die Förderung aus USA oder Europa ist spärlich.
Nur in Ausnahmen ist es möglich, den Arbeiten eine bestimmte Botschaft zuzuschreiben. Sie stellen oft Antlitze von metaphysischer Eindringlichkeit dar. Tierkörper wie Raubkatzen oder Paviane beziehen sich auf die Mythologie der Shona und symbolisieren Buschgeister oder herbeigesehnte menschliche Attribute wie Macht oder Güte.